And the wood is tired and the wood is old
and we‘ll make it fine when the weather holds.
But if the weather holds we‘ll have missed the point –
that’s where I need to go.
Sometimes I ask to sneak a closer look
skip to the final chapter of the book
and then maybe stear us clear from some of the pain it took
to get us where we are this far.
Aber das Holz ist müde und das Holz ist alt
und wir schaffen es gut, solange das Wetter hält.
Aber wenn das Wetter hält, haben wir das Ziel verfehlt –
das ist genau der Punkt, wohin ich gehen muss.
Manchmal bitte ich darum, einen genaueren Blick werfen
und zum letzten Kapitel des Buches springen zu dürfen,
um uns vielleicht ein wenig von dem Schmerz zu befreien, der nötig war,
um uns dorthin zu bringen, wo wir jetzt sind.
+ The Wood Song – Indigo Girls +
Dass unser Leben nicht immer und zu jedem Zeitpunkt glatt verläuft, können wir wohl alle bestätigen. Es gibt Phasen, in denen wir gute Zeiten erleben und alles ineinander greift und einfach alles passt. Wir sind glücklich und zufrieden. Wenn das Wetter also schön ist, dann lebt es sich leicht und angenehm.
Aber das Leben wäre nicht unser Leben, wenn es nicht hin und wieder auch stürmische Phasen gäbe, in denen es eben nicht rund läuft. Phasen, in denen wir uns verzweifelt fragen, womit wir dies und jenes verdient haben und die so schmerzbehaftet sind, dass wir uns kaum vorstellen können, jemals wieder bessere Zeiten zu erleben.
„Aber wenn das Wetter hält, haben wir das Ziel verfehlt. Das ist nämlich genau der Punkt, wohin ich gehen muss“, singen die Indigo Girls. Und ein wenig später erwähnen sie auch den Schmerz, der nötig war, uns dorthin zu bringen, wo wir jetzt sind.
Wohin das Leben uns trägt
Was heißt das? Heißt das, dass erst die schlechten Zeiten, die Herausforderungen und der Schmerz uns wahrlich zum Wachsen bringen? Dass erst sie uns zu der Person machen, die wir sind? Sicherlich sind schwierige Lebensphasen prägender, als glückliche und leichte Abschnitte. Erst, wenn es ruckelt und wir vom Leben ordentlich durcheinandergewirbelt werden, wird unser Diamant geschliffen. Wir werden vom Leben gezeichnet, heißt es so schön und das kann in der Nachschau auch sehr positiv sein. Das Leben prägt uns als Persönlichkeiten und lässt uns wachsen. Solange alles gut läuft und wir eine Schönwetterphase erleben, lassen wir uns vom Fluss des Lebens treiben und sind hoffentlich dankbar, dass es uns so gut geht.
Herausforderungen annehmen
Sobald aber aus welchem Grund auch immer Wolken heraufziehen und es ungemütlicher wird, empfinden wir Schmerz, Angst Verzweiflung, Bedauern und Mutlosigkeit. Je nachdem, wie wir mit herausfordernden Situationen umgehen, resignieren wir vielleicht, geben auf und fragen uns nach dem Warum-gerade-ich.
Vielleicht geben wir anderen die Schuld für unseren Schmerz, klagen an und gehen in die Rolle des Opfers. Vielleicht aber gehören wir auch zu denen, die selbst in der schlimmsten Situation noch das Geschenk sehen können und denen es gelingt, nach dem ersten Schock, wieder auf die Beine zu kommen und weiterzugehen weil sie wissen, dass über den Wolken die Sonne scheint. Vielleicht nehmen wir die Herausforderung an und stellen uns dem Leben entgegen und befreien uns aus der Unwetterfront und gehen einfach so lange weiter, bis wir wieder das Blau des Himmels sehen können.
An genau diesen Situationen wachsen wir. Sie prägen uns und geben uns den Glauben an uns selbst zurück. Den Glauben nämlich, der uns für die nächste Cumulonimbus-Wolke wappnet. Wenn wir es einmal geschafft haben, können wir es auch wieder schaffen. Die Überwindung schwieriger Situationen im Leben wappnet uns also für alle folgenden Herausforderungen.
In allem liegt ein Geschenk
Aber die Frage ist, ob es auch etwas gibt, was wir in den sogenannten guten Zeiten tun können, um im Fall des Falles mit Tiefschlägen besser klarzukommen? Ich bin, ehrlich gesagt, fest davon überzeugt. Wenn wir das Leben grundsätzlich lieben und lernen, in den Schönwetterphasen Dankbarkeit dafür zu empfinden, wird es uns in dunkleren Zeiten leichter fallen, unser Augenmerk wieder auf das Lebenswerte und Schöne zu richten. Wenn wir den Sonnenschein genießen und uns fragen, was das Geschenk darin ist, mag uns die Antwort leicht fallen. Diese Frage kann uns jedoch auch bei Schlechtwetterlagen nützlich sein: wenn uns beispielsweise unser Partner verlassen hat, wenn wir Geld verloren haben oder eine langersehnte Veranstaltung plötzlich ausfällt. Sind wir nämlich bereit, hinzuschauen und genau diese Frage auch in solchen Momenten zu stellen, dann werden wir feststellen, dass in allem, und sei es auch noch so schlecht, ein Geschenk liegt.
Vertrauen ins Leben haben
Schon meine Großmutter sagte, dass nichts im Leben so schlecht sei, dass es nicht auch etwas Gutes habe. Und damit hatte sie recht. Alles im Leben hat zwei Seiten. In allem liegt ein Geschenk für uns. Und wenn wir bereit sind, es auszupacken, können wir wahre Wunder erleben, weil wir plötzlich mit ganz anderen Augen auf eine Situation blicken. Wer dies verinnerlicht hat, wächst an herausfordernden Situationen und weiß, diese zu schätzen. Denn der Schmerz ist es, der nötig war, um uns dorthin zu bringen, wo wir heute sind. Dieses Geschenk im Schmerz erkennen wir nur leider oft erst im Nachhinein, weshalb die Indigo Girls auch so passend singen, dass sie gerne einmal zum letzten Kapitel des Lebens Buches springen würden, um zu sehen, ob sich der Schmerz vielleicht am Ende doch gelohnt hat. Ein schöner Gedanke, aber mal eben in die Zukunft schauen, können wir leider nicht. Mir persönlich aber hilft bereits der Gedanke, dass alles, was wir erleben, Teil unseres Lebensplans und in letzter Konsequenz gut für uns ist. Ich bin aus tiefstem Herzen davon überzeugt, dass wir dieses Vertrauen haben dürfen.
Hör dir hier gerne den Text als Podcastfolge an.
Song zur Podcast-Episode auf Spotify: The Wood Song – Indigo Girls
Shownotes
Song: The Wood Song
Singer: Indigo Girls
Songwriter: Emily Ann Saliers
Intro/Outro Musik: https://ronaldkah.de/