Mit feurigem Wind statt Furcht im Rücken
lass die Angst vorm Scheitern nicht meine Chancen zerpflücken.
Es kann sein, dass ich dabei meinen Kopf riskier‘
und es kann passieren, dass ich mit blutigen Händen vor deiner Tür steh
und vielleicht brauch ich dich dann, um gebrochene Knochen zu richten
doch soweit ich weiß,
sind die mit den guten Geschichten
immer die Mutigen.
+ Intro (Die Mutigen) – Silbermond +
Ich weiß noch sehr genau, wann ich zuletzt sehr großen Mut brauchte, um eine entscheidende und große Veränderung in meinem Leben einzuleiten. Veränderungen erfordern in vielen Fällen Mut, weil wir damit aus unserer Komfortzone, in der wir es uns bequem eingerichtet haben, heraustreten. Da draußen wartet zunächst die Angstzone auf uns, mit ihrer Unsicherheit und der Angst vor Ablehnung. Unser Verstand oder genauer unser Reptiliengehirn, das um unsere Sicherheit besorgt ist und gerne alles beim Alten belassen will, konfrontiert uns mit allen möglichen Ausreden. Wir sind dem nicht abgeneigt und wollen am liebsten wieder zurück in alte Gewohnheiten und ins Vertraute schlüpfen. Wenn es uns aber gelingt, durch diese Ängste hindurch zu gehen, und dazu braucht es auch wieder Mut, dann warten jenseits der Angst neue Erfahrungen, Selbstvertrauen, Zufriedenheit und Wachstum auf uns.
Ich wollte keine Lehrerin mehr sein
Ich bin diesen Weg durch sämtliche Höhen und Tiefen im letzten Jahr gegangen. Schon lange war ich auf meinem Weg gewesen und wollte mein berufliches Leben verändern. Seit 20 Jahren war ich Lehrerin an einer Brennpunktschule, hatte in meiner Elternzeit eine Ausbildung zum ganzheitlichen Coach gemacht, schließlich ein Online-Coaching Business gestartet und gehofft, dies könnte mein Weg heraus aus der Schule sein. Diese Rechnung ging leider nicht ganz auf und so kehrte ich nach meiner Elternzeit zunächst an meine Schule zurück. Aber ich war sehr schnell wieder an dem Punkt, an dem ich schon vor meiner Elternzeit gewesen war. Ich war zunehmend unzufrieden und fühlte mich bereits nach wenigen Schulstunden sehr gestresst.
Alles in mir begann sich gegen das System Schule, so wie wir es traditionellerweise kennen, zu sträuben. Ich konnte mich einfach nicht mehr damit identifizieren, wollte keine Arbeiten mehr korrigieren und Noten geben. Ich empfand das als Qual, nicht nur für mich, sondern auch für die Kinder und Jugendlichen, die einer ständigen Bewertung ausgesetzt waren. Nein, so wollte ich keine Lehrerin mehr sein.
An dieser Schule wollte ich Lehrerin sein
Während meiner Elternzeit hatte ich mich persönlich weiterentwickelt und mir waren nun ganz andere Themen wichtig. Ich fand, dass Dinge wie ein förderliches Mindset, gegenseitige Wertschätzung und Respekt unbedingt in die Schule Einzug halten müssten. Ich ließ diese Themen in meine Arbeit als Coach einfließen und machte sie auch zu einem wichtigen Bestandteil meiner Online-Kurse für Lehrerinnen und Lehrer. Außerdem kreierte ich Unterrichtsstunden, in denen es um solche Themen ging und probierte sie in meinen Klassen aus.
Aber ich spürte doch zunehmend, dass ich selbst nicht mehr in dieses System passte und dass es mich langsam, aber sicher kaputtmachte. Und dann geschah etwas, womit ich niemals gerechnet hätte. Es war wirklich magisch. Mir fiel auf verschiedenen Wegen meine heutige Schule vor die Füße, die School Beyond Limitations. Diese Schule suchte gerade neue Lehrpersonen und ich nahm an der Informationsveranstaltung teil und spürte in jeder Zelle meines Körpers, dass ich an dieser Schule Lehrerin sein wollte.
Ich musste etwas verändern
Also konnte ich nicht anders und buchte das Lehrertraining und bekam dann nach einigen Wochen tatsächlich einen Vertrag angeboten. Um an der SBL unterrichten zu können, musste ich allerdings selbstständig sein. Das wiederum hieß, dass ich meinen Beamtenstatus aufgeben musste. Viele hielten mich sicher für verrückt. Aber ich spürte so deutlich, dass dies mein Weg war, dass ich all meinen Mut zusammennahm und mich tatsächlich auf den Weg machte und durch all meine Ängste und Zweifel und alle Schwierigkeiten hindurchging.
Natürlich wusste ich nicht, was mich erwartete und ob ich es am Ende doch noch bereuen würde. Aber ich wählte mutig den feurigen Wind statt die Furcht im Rücken und ich wollte nicht zulassen, dass die Angst vorm Scheitern meine Chancen zerpflückte. Ich spürte die Sehnsucht nach Veränderung und nach einem Leben als Lehrerin an einer Schule der neuen Zeit so stark und gleichzeitig den Widerstand gegen das traditionelle System – wohlgemerkt nicht gegen meine damalige Schule. Ich hatte tolle Kolleginnen und Kollegen, eine prima Schulleitung und übrigens wunderbare Schülerinnen und Schüler. Dennoch war eine Veränderung unabdingbar.
Mut schreibt die schönsten Geschichten
Ich musste es tun. Ich musste mutig sein und an dieser Wegscheide meines Lebens für mich gehen. Und ich war derart überzeugt davon, dass mir keiner widersprach. Wenn jemand seine Ängste oder Zweifel mir gegenüber zur Sprache brachte und mir zu bedenken gab, die Sicherheit des Beamtenstatus doch bitte nicht aufzugeben, ohne gründlich, und zwar sehr gründlich nachzudenken, konnte ich stark bleiben und verhindern, dass diese Ängste auf mich überschwappten. Ich war entschlossen und ich war im Vertrauen.
Aber ja es besteht natürlich immer auch die Möglichkeit des Scheiterns, wenn wir etwas riskieren. Dann ist es gut, wenn wir Menschen um uns haben, die uns auffangen und unsere gebrochenen Knochen wieder richten. Aber wenn wir nie etwas riskieren, wenn wir nie den Mut haben, Veränderungen einzuleiten, die ja meist schon lange, lange anstehen, wenn wir nie durch unsere Ängste und Zweifel hindurchgehen, werden wir auch nie wissen, wie es sich anfühlt, auf der anderen Seite, weit außerhalb unserer Komfortzone. Ich für meinen Teil habe es jedenfalls nicht bereut, diesen Weg gegangen zu sein und kann von ganzem Herzen bestätigen, dass Mut die schönsten Geschichten schreibt.
Hör dir hier gerne den Text als Podcastfolge an.
Song zur Podcast-Episode auf Spotify: Intro (Die Mutigen) – Silbermond
Shownotes
Song: Intro (Die Mutigen)
Singer: Silbermond
Songwriter: Johannes Stolle / Thomas Stolle / Stefanie Kloss / Andreas Jan Nowak
Intro/Outro Musik: https://ronaldkah.de/